Die Geschichte von meinem Mann Emilio und mir und den ausgesetzten Hunden hat vor mehr als 20 Jahren angefangen. Als wir 1990 in Rente gingen, beschlossen wir, in unser Ferienhaus in Arzachena (Sardinien) zu ziehen.
Endlich konnten wir einen Hund ganz für uns haben. Also haben wir Yuma adoptiert, eine Schäferhündin, sie war damals gerade 45 Tage alt. Da sie noch so klein war, sollte es klappen, sie auch mit einer Katze zu vergesellschaften. So kam Minù hinzu, ein kleines Siamesenkitten, das wir natürlich auch von der Straße geholt haben. Alles war perfekt: wir zwei, unsere Tierchen, wir waren glücklich.
Damals wusste ich vieles noch nicht, und Minù schenkte uns drei kleine Kitten: Taitù, Micky und Puccy. Eines Tages kam auch ein kleines rotes Kätzchen zu uns, Ruscin. Es war eine wunderbare Zeit. Yuma lebte 13 Jahre lang, wie auch die Katzen, nur Minù wurde sogar 20 alt. Sie starb 2010.
Yumas Tod sowie der Tod unserer Katzen waren schrecklich für uns. Ich sagte zu mir „Nie mehr Tiere, ich will nicht noch mal so leiden!"
Aber es kam dann doch ganz anders.
Wir entschieden uns, zwei ausgesetzte Hunde zu adoptieren. Es kamen Shila und Toby zu uns. (Leider akzeptieren die beiden bis heute keine Katzen.)
So fing ich an zu überlegen, ob ich auch anderen Straßenhunden helfen könnte. Es gab so viele Fragen: Wie viele Tiere gibt es, die Hilfe brauchen? Was kann man für sie tun? Wo tu ich sie hin? Und dazu die große Frage: Wie finde ich Familien für diese Tiere?
So viele ausgesetzte Welpen auf den Straßen, im Müll, im Busch ... so viele, wohin damit, bis ich eine Vermittlung finde? Emilio kam schließlich auf die Idee, in unseren Garten ein Gehege zu bauen, damit wir sie dort bis zur Adoption unterbringen könnten. (Inzwischen sind aus einem Gehege zwei geworden, weil der Bedarf ständig wuchs.)
Glücklicherweise habe ich einen positiven Charakter, der nicht zuließ, mein Vorhaben aufzugeben, und ich fand einige Vereine im Ausland, die mir wirklich sehr geholfen haben. Seit Sommer 2009 arbeite ich eng mit proTier zusammen, und viele meiner Hunde konnten seitdem über diesen Verein in ein neues, wunderbares Leben starten.
Seit unseren Tierschutzanfängen ist viel Zeit vergangen, sehr schnell, wir sind nicht mehr jung, und oft bin ich sehr müde und möchte "bastaaaa!" schreien. Aber ich glaube, ich werde weitermachen. Die Freude ist zu groß, wenn die Fotos kommen, die zeigen, wie es diesen armen Kreaturen endlich gut geht und wie sie ihr neues Leben glücklich weiterführen. Dies gibt mir und Emilio dann wieder Kraft … und weiter geht‘s!
So war Flora. Und irgendwie hatte man gedacht, es würde immer so weitergehen. Aber so ist das Leben nicht. Und für uns alle kam der Tag, an dem wir realisieren mussten, dass Flora nicht mehr da ist, an dem wir verkünden mussten:
Wir trauern um Flora.
Am 04. April 2019, in den frühen Abendstunden, ist Flora von uns gegangen. Auch wenn wir wussten, dass sie sehr krank war, so kam ihr Tod überraschend. Noch am 24. März, nach Abschluss unserer Kastrationsaktion im Canile Arzachena, über die sie sich so sehr gefreut hatte, hatten wir sie zu Hause besucht. Sie war so voller Mut und Optimismus, wollte gemeinsam mit uns noch so viel für die armen herrenlosen sardischen Hunde tun, hatte sogar gerade am Tag zuvor noch zwei kleine Hunde in ihr Gartengehege aufgenommen, die von ihrer Familie nicht mehr gewollt waren.
Im April 2009 wurde proTier e.V. gegründet, und quasi von Beginn an arbeiteten wir mit Flora zusammen. Im Laufe der Jahre haben wir gemeinsam mit ihr und ihrem Team von "Randagi di Flora" Hunderten von Hunden das Leben gerettet und sie in gute Zuhause vermittelt. Trotz ihrer schweren Krankheit, die in den letzten fast drei Jahren sehr an ihren Kräften gezehrt hatte, galten ihre Gedanken und ihre Aktivitäten immer den Tieren.
Liebe Flora, wir wünschen dir, dass du auf deinem Weg über die Regenbogenbrücke zur goldenen Wiese von Sheila und Tobi erwartet wirst, die den Weg vor dir gegangen sind.
Wir sind sehr traurig, dass du nicht mehr unter uns weilst. Aber in unseren Herzen lebst du weiter, und wir sind sicher, dass deine Liebe zu den Tieren auf Erden eine leuchtende Spur hinterlassen hat.
Karin und Wolfgang und das gesamte Team von proTier e.V.