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Piera (02.12.)


Wie bei jeder Sardinientour stand auch im März 2018 ein Termin im Rifugio der LIDA in Olbia an. Und man hatte mich schon vorgewarnt, dass es etliche Neuzugänge gäbe, für die man sich Hilfe von uns erwarten würde. Auch unsere Kapazitäten sind ja nicht unendlich, aber wie sollen wir nein sagen, wenn wir den Kleinen erst mal in die Augen geschaut haben ... Wenn wir nicht wenigstens versuchen, diesen armen Seelen zu helfen, ist ihr Schicksal besiegelt, und das heißt: „Lebenslänglich im Rifugio“. Wir haben also nicht wirklich eine Wahl.

Pietro, Petrus, Piero sowie ihre Schwesterchen Piera und Pierina sind fünf der zahllosen Welpen, die alljährlich zur Welt kommen und dann weggeworfen werden wie Müll. Und dass sie vor dem sicheren Tod gerettet wurden, ist zunächst mal aufmerksamen Tierschützern zu verdanken, die die Kleinen zu einer Zeit fanden, in der es auch auf Sardinien bitterkalt war. Im Rifugio waren sie dann erst mal in Sicherheit und konnten aufgepäppelt werden.

Die Kleinen sind noch etwas scheu Fremden gegenüber, aber bei dem miesen Start, den sie in ihr Leben hatten, ist das ja auch kein Wunder. Die Rifugio-Mitarbeiter arbeiten natürlich daran, den Hundekindern zu zeigen, dass es auch liebe Menschen gibt.

Alle fünf Welpen sind sehr schön gezeichnet, Pierina hat zudem ganz ungewöhnliche, witzig aussehende Haarbüschelchen direkt unter ihren Augen - so etwas haben wir noch nie gesehen. Trotz der liebevollen Pflege erreichte uns Ende April leider die traurige Nachricht, dass die kleine Pierina verstorben ist. Sie wurde leblos in ihrem Gehege gefunden, obwohl sie zuvor keinerlei Anzeichen einer Erkrankung oder Verletzung zeigte. Ihre Geschwister sind glücklicherweise wohl auf und sie entwickeln sich gut.

26. September 2018:

Während unserer monatlichen Sardinientour im September 2018 stand natürlich auch ein Besuch im Rifugio der LIDA auf dem Programm. Etliche Neuzugänge bei den Hunden und Katzen warteten dort auf uns. Aber auch zwei "alte Bekannte" fielen uns auf, die wir schon vor einigen Monaten fotografiert hatten, die aber inzwischen quasi zu dringenden Notfällen geworden waren.

Einer dieser Notfälle ist Piera. Aus dem knuddeligen Babyhund ist inzwischen eine sehr hübsche, große Junghündin geworden. Aber traurigerweise ist sie erblindet. Warum dies passierte, ist unbekannt. Und wirgehen auch derzeit davon aus, dass sich daran nichts mehr ändern lässt.

Das Rifugio ist - trotz aller Bemühungen der Leitung sowie der Mitarbeiter - ein bedrückender Ort. Die drangvolle Enge, der ständige Lärmpegel - all das ist schon für einen gesunden Hund Stress pur. Wie viel mehr für eine Hündin wie Piera, die nichts mehr oder höchstens noch Schatten sehen kann. Auch wenn sie sich in dem Gehege gut orientiert, weil sie seit vielen Wochen dort lebt, aber die anderen Hunde, die ständig hin und her rennen und sie dabei anrempeln, die Pfosten, die im Weg sind, wenn sie ausweichen möchte... es treibt einem die Tränen in die Augen, wenn man Piera beobachtet. Nur wenn einer der Körbe frei ist und sie sich dort hineinlegen kann, wirkt sie entspannt.

Wir möchten die sehr freundliche Piera gern aus dieser traurigen Situation herausholen. In Deutschland würden wir sie dann einem Spezialisten vorstellen, um zu klären, ob es noch eine Chance gibt, ihre Sehfähigkeit zu verbessern. Aber auch, wenn daran nichts mehr zu ändern wäre: Piera ist eine tolle Hündin, die sich in einem eigenen Zuhause bei einer guten Familie sicherlich sehr schnell einleben und zurechtfinden wird.

13. Oktober 2018:
Die wunderbare Piera durfte vor kurzem auf ihren deutschen Pflegeplatz reisen. Zu ihrem endgültigen Glück fehlt ihr nur noch die eigene Familie, auf die sie sehnsüchtig wartet.

30. Oktober 2018:

Die wunderschöne Piera hat sich in Windeseile auf ihrer Pflegestelle eingelebt und ist bereits nahezu stubenrein. Es ist unglaublich, wie schnell sie sich als blinder Hund in ihr neues Umfeld einfügt und inzwischen schon relativ sicher orientieren kann. Gleich nach Ankunft in Deutschland wurde Piera einem Augenspezialisten vorgestellt - leider ist an ihrer Erblindung nicht mehr zu rütteln. Aber das sollte Sie, liebe Interessenten, nicht zurückschrecken. Pieras Handicap lässt sich so gut in den Alltag integrieren, dass es mir als Pflegefrauchen oft schon nicht mehr auffällt, dass Piera nicht sehen kann. Sie meistert von Anfang an alles so gut und das mit einer Ruhe und einem Urvertrauen in den Menschen, dass es wirklich rührend ist.

Die Hündin genießt es sichtlich, sich nun binden zu dürfen, gekuschelt und gepflegt zu werden, anzukommen, einen festen Platz im Leben zu haben und zuverlässigen Halt zu bekommen, den ihr nicht zuletzt auch meine eigenen beiden Hunde liefern. Sie liebt die Spaziergänge und das ausgiebige Schnüffeln, fährt ohne Probelem im Auto mit und liegt im Anschluss glücklich und zufrieden in ihrem Körbchen, als wäre es nie anders gewesen. Auch das Alleinebleiben wird geübt, was für Piera momentan noch etwas schwierig ist, jetzt, wo sie sich endlich an einen Menschen binden darf. Aber es wird zunehmend besser.

Denn Piera ist eine schlaue Hündin und versteht sofort, wenn sie Dinge richtig macht und durch die positive Verstärkung dieser lernt sie sehr schnell und hat auch Freude daran. Großen Spaß mach es ihr auch, wenn sie auf andere Hunde trifft und mit diesen spielen und toben kann - denn das gelingt ihr ziemlich gut.

Für die bezaubernde Piera wünschen wir uns nun souveräne, feinfühlige Menschen, die sie nicht auf ihre Blindheit reduzieren, sondern viel mehr das in ihr sehen, was sie ist: Eine sehr hübsche, anhängliche Junghündin, die gefordert und gefördert werden möchte, eine treue Gefährtin, die sicher auch mal eine Stütze braucht, aber nicht in Watte gepackt werden muss, sondern Hund sein darf und die ganz sicher auch bei Nasen- und Begleithundearbeit Elan an den Tag legen wird. Ein bereits vorhandener, verträglicher Hund im Haushalt wäre schön, ist aber keine Voraussetzung - es sollte allerdings nicht zu trubelig bei Ihnen zugehen :-)

Suse Schnitzler hat sich für ein ehrenamtliches Shooting zur Verfügung gestellt und diese schönen Bilder gemacht, mit deren Hilfe sich Pieras Wunsch auf ein endgültiges Zuhause hoffentlich bald erfüllen wird. Liebe Suse, vielen Dank dafür.

02. Dezember 2018:
Die hübsche Piera musste nicht allzu lange warten, bis sich, trotz ihrer Erblindung, das passende Frauchen für sie meldete. Deren Lebenstraum war schon immer ein Zweithund und nun war endlich der passende Zeitpunkt gekommen. Sie sah Piera, die jetzt Penny heißt, und der Funke sprang sofort über. Penny lebt nun in Neuss, nicht allzu weit von ihrer einstigen Pflegestelle entfernt. Gemeinsam mit Frauchen und der schon vorhandenen Labrador-Hündin ist sie viel im Grünen unterwegs, genießt die Spaziergänge und anschließenden Ruhe-und Kuscheleinheiten, aber auch die volle Aufmerksamkeit von Frauchen, denn diese muss nicht mehr arbeiten und kann sich somit völlig ihren Tieren widmen. Bald steht nochmal ein Umzug in eine größere Wohnung an, aber wir sind uns sicher, dass Penny auch das gut meistern wird. Wir wünschen weiterhin alles Gute und hoffen auf viele Bilder und Berichte aus dem neuen Heim.

25. April 2019:
Penny schickte uns Grüße aus dem neuen Zuhause mit folgenden Worten des Frauchens: „Der Tierschutz ist wie eine Pralinenschachtel, man weiß nicht, was man kriegt. Man entscheidet sich für eine Praline (ein Tier) in der Hoffnung, dass es die richtige Wahl war und es gut schmeckt. Dabei erlebt man auch manche Überraschung, mit der man nicht gerechnet hat. Manchmal ist es süß, manchmal auch bitter oder unangenehm scharf. Penny habe ich mir bewusst ausgesucht, weil ich glaubte, dass sie die richtige ist mit und trotz ihrer Vorgeschichte und ihres Handycaps. Wir haben schwere Zeiten durchgemacht, und ich habe manches Mal die Flinte ins Korn werfen können, bin verzweifelt, traurig gewesen. Aber es hat sich gelohnt. Inzwischen ist sie operiert worden, die Augen wurden entfernt, sodass sie endlich keine Schmerzen mehr hat. Wie sehr muss sie gelitten haben. Jetzt werden wir ein professionelles Training machen, um die Unsicherheit, die sie bei Hundebegegnungen immer noch hat, zu verbessern. Dann kann sie vielleicht auch irgendwann ohne Maulkorb laufen. Ich möchte Mut machen durchzuhalten, denn unterm Strich schmecken alle Pralinen süß. Man sagt nicht umsonst: man sucht sich das aus, was man braucht. Auch wenn man es nicht weiß.“


 
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