Sie sollten nicht auf der Straße leben müssen Eine nette italienische Familie, die die Sommermonate in der Nähe von Palau auf Sardinien verbringt, bat uns um Hilfe für die vielen Katzen, die sich bei ihnen im Garten und im Haus angesiedelt hatten. Für die erwachsenen Katzen sagten wir unsere Hilfe durch Kastrationen zu, sechs Kitten nahmen wir in unsere Obhut, darunter Gigio und sein Schwesterchen Graziella.
Die beiden waren äußerst scheu, aber wir waren sicher, dass sich das ändern ließe. Leider wurde Gigio nach wenigen Tagen in der Pflegestelle sehr krank. Trotz sofortiger Maßnahmen und stationärer Aufnahme bei unserem Tierarzt schaffte es der kleine Gigio nicht. In der Nacht zum 11. August 2011 ging er seinen Weg über den Regenbogen. Sein Schwesterchen Graziella blieb einsam zurück in der Pflegestelle.
Dass sie ihren Bruder, mit dem sie eng verbunden war, verloren hatte, ließ Graziella noch scheuer werden. Die Pflegemama bekam sie gar nicht mehr zu Gesicht. Lediglich an den geleerten Futternäpfen und dem benutzten Katzenkistchen war erkennbar, dass eine Katze da war.
Als mein Mann und ich dann Mitte August anreisten, sahen wir die Kleine auch nur kurz hinter den Schrank huschen. Das war es. Aber so konnte es ja nicht weitergehen. Also stellten wir zwei Fallen im Apartment auf, und glücklicherweise war Graziella am nächsten Morgen dann eingefangen, so dass wir sie in einen großen Käfig setzen konnten. Hier konnten wir sie nun zwangsbeschmusen und ihr zeigen, dass sie vor Menschen keine Angst haben muss. Mit groß aufgerissenen Augen verfolgte sie jede unserer Bewegungen. Wir beschlossen dann, dass sie bei unserer Abreise nicht allein im Apartment zurückbleiben sollte, denn Elena hatte definitiv nicht die Zeit, sich stundenlang mit Graziella zu beschäftigen. Zu viele andere Tiere warten ja vor Ort auf Versorgung und Hilfe.
Da Graziella schon reisefertig war, nahmen wir sie kurzerhand bei unserem Rückflug mit. Bei uns zu Hause sollte sie sich - unterstützt durch unsere sehr sozialen Katzen - in Ruhe an Menschen gewöhnen. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch der festen Überzeugung, dass wir Graziella "nur" in Pflege zu uns nehmen ... Aber langer Rede kurzer Sinn: Graziella hat uns im Turboverfahren um den Finger gewickelt, so dass an Weitervermitteln nicht mehr zu denken war.
Inzwischen ist Graziella auch sehr zutraulich, sie versteht sich mit den anderen Katzen gut, und Nini, Teo und Sina sind ihre besten Freunde.
