test

Gabriel (16.02.)


Wie konnte man dir das antun?
Auf einer ihrer täglichen Touren, Katzen zu füttern und medizinisch zu versorgen, kam unsere Kollegin im Süden Sardiniens an einem Grundstück vorbei, in dem etliche Katzen leben - mehr schlecht als recht. Wie immer kamen sie angelaufen, freuten sich auf die Futterration. Da bemerkte unsere Kollegin etwas entfernt ein kleines schwarzes Fellbündel, dass sich mühsam voranbewegte. Zunächst dachte sie, dass das Kätzchen einfach geschwächt sei vom Hunger, aber dann bei näherem Hinsehen wurde das ganze Elend offensichtlich: Das Kätzchen konnte seine Hinterbeinchen nur noch hinter sich herschleifen ...

Als unsere Kollegin den kleinen Kerl aufnahm, fing er sogleich an zu schnurren und schmiegte sich an sie. Dass da Tränen flossen, wird wohl niemanden verwundern. Sie nahm das Katerchen mit, brachte es zu einem Arzt, um es röntgen zu lassen. Die Bilder zeigen, dass Wirbel verschoben und Nerven entweder eingeklemmt oder sogar abgequetscht sind. Genaues lässt sich aber noch nicht sagen. Vermutlich rührt diese Schädigung von einem Schlag auf den Rücken her. Wie können Menschen einem kleinen, wehrlosen Tier so etwas antun?

Nun ist Gabriel, wie wir das Kerlchen genannt haben, bei unserer Kollegin zu Hause. Dort zeigt sich, was für ein süßer, lieber Fratz er ist. Trotz seiner Behinderung hat er seinen Lebensmut nicht verloren, er genießt jede Streicheleinheit, jedes liebe Wort. Er kann sich auch - nachdem er nun durch gutes Futter etwas zu Kräften gekommen ist - auf seinen Vorderbeinen fortbewegen, seine Hinterbeine zieht er dabei hinter sich her.

Es sind auch noch einige Reflexe erhalten. Hebt man ihn leicht hoch, versucht er, seine Hinterbeine zu bewegen und sich auch darauf zu stellen. Durch die fehlende Muskulatur ist das natürlich nicht von Erfolg gekrönt. Auch spreizt er seine Zehen, wenn man ihm die Fußballen massiert. Beim Wasserlassen oder Stuhlgang braucht er keine manuelle Hilfe, das funktioniert von allein. Dass er seine Geschäftchen dort verrichtet, wo er sich gerade befindet, versteht sich dabei ja sicherlich von selbst. Aber das macht seinem derzeitigen Pflegefrauchen nichts aus. Die Waschmaschine läuft halt etwas öfter als sonst ...

Wir möchten versuchen, Gabriel ein gutes Leben zu ermöglichen. Deshalb wollen wir ihn nach Deutschland holen, wo wir ihn einem Spezialisten vorstellen möchten. Vielleicht lässt sich ja operativ, durch Physiotherapie, Akupunktur oder sonstige Maßnahmen eine Verbesserung seines Zustandes erreichen. Kampflos aufgeben und ihn seinem Schicksal überlassen oder ihn vorschnell einschläfern wollen wir nicht. Aus jahrelanger Tierschutzarbeit haben wir zahlreiche Beispiele, wo uns die Tiere duch unbändigen Lebensmut gezeigt haben, dass sie auch mit Behinderungen gut klar kommen und ein Recht auf Leben haben.

Aktualisierung 22. Oktober 2009
Viel schneller als gedacht, erreichten uns drei Angebote, Gabriel in Pflege aufzunehmen. Wir entschieden uns für die Pflegeeltern, die uns durch ihre langjährige Erfahrung dafür prädestiniert schienen.

Am vergangenen Freitagabend landete Gabriel in Köln-Bonn und wurde netterweise von einer unserer in der Nähe zum Flughafen ansässigen Pflegestellen für eine Nacht aufgenommen. Am nächsten Morgen reiste dann die "Dauer-Pflegemama" an, um Gabriel abzuholen.  Es ging dann auch direkt zum Tierarzt, der Gabriel schon erwartete. Anhand der vorhandenen Röntgenbilder konnte der Tierarzt nirgendwo den beschriebenen „Knick“ am Ende der Wirbelsäule ausmachen, nur eine Stelle, an der der Abstand zwischen den Wirbeln vergrößert ist. Man könnte Gabriel z. B. am Schwanz gezogen haben. Was auffiel, sind Verschattungen am Wirbelkanal bei L4 und L5 bis L6. Das könnte auf einen Bluterguss hindeuten. Zunächst konnte der Tierarzt nichts erkennen, was operativ zu behandeln wäre, er wird sich aber mit besonders erfahrenen Kollegen beraten.


Gabriels Schwanz ist nicht gelähmt. Auf den Hinterbeinen kann er sich von allein nicht halten. Er rutscht, indem er die Hinterbeine hinter sich herzieht, daher rühren auch die Verletzungen oben auf den Füßen. Der Po dagegen ist durch Rutschen nicht angegriffen. Die Untersuchung zeigte keine besondere Schmerzempfindlichkeit, Gabriel war fieberfrei.

Ansonsten tröpfelt der kleine Mann so vor sich hin. Wo er gelegen hat, ist eben ein kleiner, nasser Fleck. Er ist so lieb, dass man ihm sicher eine Windel anziehen könnte, aber er muss ja erstmal in die kleinste Größe hineinwachsen. Vielleicht trainiert sich der Schließmuskel ja auch noch. Bei Esther hat diese Tröpfelei nur eine gute Woche gedauert, jetzt kommt sie meist viele Stunden ohne Windel aus.

Gabriel bekommt nun alles zur Heilung und Nervenregeneration, was Esther, das Katzenmädchen mit den ähnlichen Symptomen, auch erhält und was bei ihr schon gut angeschlagen hat.

O-Ton Pflegemama: "Esther ist ja leider mehr ein Papakind. Ich gönn das meinem Mann ja, war aber heute Nacht ganz glücklich, dass Gabriel pausenlos in meinem linken Arm gelegen hat."

Aktualisierung 16. Februar 2010

Für Gabriel wurde seit seiner Ankunft in der Pflegefamilie alles Erdenkliche getan, um Gabriels motorische Fähigkeiten zu fördern. Gerade weil er ein so aktiver kleiner Kater ist, wünschten ihm seine Pflegeeltern sehr, dass er wieder auf die (Hinter)beine kommt. Allerdings freute er sich auch so seines Lebens. Und sie warteten geduldig darauf, dass er in eine Windel hineinwuchs, damit er bei Abwesenheit der Pflegemama oder nachts auch mal mehr als zwei oder drei Stunden trocken bleiben konnte. (Insgesamt empfanden die Pflegeeltern seine Blasen- und Darmlähmung jedoch als zweitrangig, da er sich ganz leicht ausmassieren ließ. Man musste eben "nur" zu Hause sein.) Weihnachten war es dann soweit: Gabriel passte in die kleinste Windelgröße - juhuh!


Inzwischen geht es Gabriel einfach klasse. Zwar hoffen die Pflegeeltern, dass sichdoch noch was tut wegen seines Laufens. Aber: Der kleine Kerl sieht einfach keine Notwendigkeit, weil das Rutschen eben auch blitzschnell geht. Er kommt jetzt mehrmals täglich ins Magnetfeld, zusammen mit Katerfreund Merlin. Der ist etwa gleichaltrig, hat auf Grund einer Stauchungsfraktur in der Brustwirbelsäule die gleichen Probleme wie Gabriel. (Auch Merlin werden von ärztlicher Seite gute Chancen eingeräumt, wieder gehen zu können.)

Gabriel ist ein solch fröhliches Katerchen, ist sehr lebhaft, mag jeden, strahlt ein unglaubliches Urvertrauen aus. Was sagt seine Pflegemama so schön: "Wir lieben alle unsere Katzen, aber den Gabriel eben auch ganz besonders. Er ist schon mein kleiner Herzenskater. Ich könnte stundenlang von ihm schwärmen. Wenn ich mir die ersten Fotos von ihm ansehe, wird mir mehr als deutlich, was sich getan hat. Und wir sind mehr als dankbar dafür, dass aus dem halbverhungerten Etwas ein gesundes, properes kleines Kerlchen geworden ist. Und hergeben möchten wir ihn nicht mehr."

Tja, das ist natürlich ein Wort. Und so wurden nun aus Pflegeeltern wunderbare Adoptiveltern. Darüber freuen wir uns von ganzem Herzen, denn wir wissen Gabriel bei Christel und ihrem Mann in den allerbesten Händen.

Allen lieben Paten und Spendern, die von Gabriels Schicksal berührt waren, danken wir an dieser Stelle ebenfalls ganz, ganz herzlich.

Bestimmt werden wir erfahren, wie es Gabriel weiterhin ergeht, und diese Berichte und Bilder dann gern an dieser Stelle veröffentlichen.


 
Joomla 1.5 Templates by Joomlashack